Spätestens seit der Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius den Begriff „kriegstüchtig“ in die sicherheitspolitische Diskussion eingebracht hat, stellt sich die Frage, ob nicht nur die Bundeswehr, sondern auch der Bevölkerungsschutz krisen- und konfliktfest sein muss.
Angesichts geopolitischer Spannungen, hybrider Bedrohungen und zunehmender Klimakatastrophen wird die zivile und militärische Zusammenarbeit immer relevanter. Doch wie weit darf und muss Resilienz gehen? Ist „Kriegstüchtigkeit“ im Bevölkerungsschutz eine Notwendigkeit– oder viel eher ein gefährlicher Paradigmenwechsel?
Philipp Wiesener: Multidimensionale Dauerkrisen und komplexe Zivilschutzszenarien als Herausforderung für das DRK
Über den Vortrag
Das letzte Jahrzehnt ist von immer komplexeren humanitären Herausforderungen einschließlich bewaffneter Konflikte in Form einer multidimensionalen Dauerkrise auch in Europa und Deutschland geprägt. Nicht zuletzt aufgrund der sicherheitspolitischen Zeitenwende gibt es enormen Handlungsbedarf zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes sowie der gesamtgesellschaftlichen Resilienz. Als Nationale Rotkreuz-Gesellschaft ist es das Mandat und die Pflicht des DRK, auf die veränderte Realität zu reagieren und entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. In den letzten 30 Jahren im Rahmen der “Friedensdividende” in Vergessenheit geratenen Herausforderungen und Begrifflichkeiten werden nun wieder intensiv diskutiert. Dies trifft auch auf komplexe Zivilschutzszenarien und die u.a. dort eklatant wichtigen Betreuungsaufgaben des Zivilschutzes zu. Aber auch im Kontext des Katastrophenschutzes, sollte das DRK mit innovativen Konzepten, wie beispielsweise der Katastrophenvorsorge (Antizipation), neue Wege gehen. Die aktuellen großen Herausforderungen für alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler sind nicht von der Hand zu weisen, bieten aber auch eine Chance zur weiteren Stärkung des DRK, ganz im Sinne des Komplexen Hilfeleistungssystems.
Über den Referenten
Philipp Wiesener hat einen akademischen Hintergrund in Internationalen Beziehungen und Geographie. Nach vielen Jahren im internationalen politischen Kontext, wechselte er in den Bereich des nationalen Bevölkerungsschutzes, mit welchem er schon vorab, u.a. in seinem Zivildienst, aktiv Berührungspunkte hatte. Seit über fünf Jahren ist er nun in verschiedenen Verwendungen im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin tätig. Aktuell ist er stellvertretender Leiter des Bereiches Nationale Hilfsgesellschaft, Bundesbeauftragter des Katastrophenschutzes (a.i.) und leitet das Team Nationales Krisenmanagement und Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz. Gerade in Zeiten multipler Krisen, ist es Philipp Wiesener umso wichtiger, sich mit den bestehenden Herausforderungen im Bereich des Bevölkerungsschutzes auseinanderzusetzen und aktiv an den Hilfeleistungssystemen des DRK für Menschen in Not mitzuwirken und zukunftsgerecht auszurichten.

Lydia Sommer: EU-Katastrophenschutz-Übung Magnitude
Über den Vortrag
Die europäische Katastrophenschutz-Übung "Magnitude" fand im Jahr 2024 in Baden-Württemberg statt und simulierte ein schweres Erdbeben mit massiven Schäden. Rund 400 Einsatzkräfte aus mehreren EU-Ländern nahmen teil. Besonders war die realitätsnahe Zusammenarbeit internationaler Teams unter extremen Bedingungen, inklusive zerstörter Infrastruktur und vermisster Personen. Die Übung diente der Verbesserung der Koordination im Katastrophenfall und der Stärkung des EU-Katastrophenschutzverfahrens. „Magnitude“ zeigte, wie wichtig grenzüberschreitende Hilfe und gemeinsame Standards im Katastrophenschutz sind.
Über die Referentin
Lydia Sommer ist als Referentin für Bevölkerungsschutz und Bereitschaften beim DRK-Landesverband Baden-Württemberg e.V. tätig. Sie bringt eine fundierte betriebswirtschaftliche Qualifikation als „Bachelor Professional of Business (CCI)“ mit. In ihrer Funktion ist sie maßgeblich an der Planung und Durchführung von Maßnahmen im Bereich des Katastrophenschutzes beteiligt. Zur beruflichen Weiterentwicklung nimmt die zweifache Mutter am DRK Talents Programm 2024/2025 teil – einem Förderprogramm zur Entwicklung junger Führungskräfte. Seit 2005 engagiert sich Sommer ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz. Derzeit ist sie stellvertretende Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Münzesheim e.V.

Alexander Frese: Innovative Stromversorgug im Einsatz
Über den Vortrag
Diesel und Gas sind die am weitesten verbreiteten Energieträger im Katastrophenschutz. Neben der Notwendigkeit für mehr Nachhaltigkeit gewinnen aber zunehmend Themen wie Autarkie und Flexibilität im Einsatz an Bedeutung und treiben die Suche nach alternativen, nachhaltigen und innovativen Lösungen in der Energieversorgung voran. Wie könnten solche alternativen und flexiblen Energieträger im Katastrophenschutz der aussehen und auf welche praktischen Einsatzerfahrungen und Technologien kann bereits jetzt zurückgegriffen werden.
Über den Referenten
Alexander Frese engagiert sich seit 1998 ehrenamtlich im DRK-Katastrophenschutz und war als Meister für Elektrotechnik für die Energieversorgung in mehreren großen Einsätzen verantwortlich. In seinem Vortrag präsentiert er innovative Konzepte zur Stromversorgung im Einsatz, die unter anderem auch vom Hessischen Innenministerium mit dem 1. Platz des Katastrophenschutz-Preises ausgezeichnet wurden.

Simone Pesch: Kompetenzzentrum Pflege im Bevölkerungsschutz
Über den Vortrag
Krisen und Katastrophen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, wodurch die adäquate Versorgung pflegebedürftiger Menschen in solchen Situationen eine große Herausforderung darstellt. Das erste Kompetenzzentrum Pflege im Bevölkerungsschutz adressiert diese Problematik durch eine gezielte Weiterbildung für Pflegefachkräfte. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Vorbereitung ist die Prävention über die Bewältigung bis hin zur Nachsorge. Die Akteure im Katastrophenschutz müssen daher mit den Pflegestrukturen bestmöglich zusammenarbeiten. Wie kann diese Herausforderung im Einsatz gelingen und welche Rolle kommt dabei dem Betreuungsdienst zu?
Über die Referentin
Simone Pesch ist examinierte Krankenschwester sowie Fachschwester für Intensivpflege und Anästhesie mit 27 Jahren Berufserfahrung. Seit dem September 2024 ist sie als Referentin Pflege im Bevölkerungsschutz bei der DRK-Schwesternschaft “Bonn” e.V. tätig und koordiniert dort das neu geschaffene Kompetenzzentrum Pflege im Bevölkerungsschutz. Seit 25 Jahren ist sie im Deutschen Roten Kreuz im Zivil- und Katastrophenschutz ehrenamtlich engagiert und kann so angewandte Pflegepraxis und praktische Einsatzerfahrung mit viel Erfolg kombinieren.

Dr. Volkmar Schön: Von ‘Das kann doch jeder’ zum ‘Hauptaufgabenfeld der besonderen Art' - Die Entwicklung des Betreuungsdienstes im DRK
Über den Vortrag
Die Geschichte des Roten Kreuzes beginnt mit der Hilfe für verwundete und erkrankte Krieger bei der Schlacht von Solferino 1859, als Henry Dunant und Freiwillige um ihn herum allen Opfern des Krieges gleichermaßen unter dem Motto „Tutti fratelli“ zur Seite standen. Lange Zeit verband man dieser Hilfe nur die sanitätsdienstliche Aktivitäten. Aber von Anfang an ging es um weit mehr. Es ging auch um die Betreuung dieser verzweifelten Menschen inklusive der Übermittlung von Nachrichten an deren Angehörige zu Hause. Jedoch glaubte man, das kann doch jeder, dazu muss man nicht besonders ausgebildet sein. Ja, ein jeder kann und sollte sich menschlich verhalten. Aber um auch hier die richtige Hilfe zu leisten, bedarf es eben auch einer Qualifikation und Ausrüstung. Denn Betreuungsdienst ist weit mehr als einfach nur Händchenhalten. Und so entwickelte sich daraus im Laufe der Zeit ein eigener Fachdienst, der inzwischen den Status eines Hauptaufgabenfelds der besonderen Art im DRK hat.
Über den Referenten
Dr. phil. Volkmar Schön, geboren 1957 in Hamburg, ist seit 1971 engagiertes Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes. Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte mit Promotion über frühmittelalterliche Mühlsteine war er an zahlreichen archäologischen Expeditionen beteiligt. Beruflich wirkte er als wissenschaftlicher Referent, Geschäftsführer und Staatsrat als Chef der Staatskanzlei in Hamburg. Innerhalb des DRK übernahm er zahlreiche Funktionen, darunter Bundesbereitschaftsleiter und seit 2006 Vizepräsident. Zudem war er Mitglied im Compliance and Mediation Committee der Internationalen Föderation. Heute ist er Landeskonventionsbeauftragter des DRK Hamburg und prägt das humanitäre Engagement auf nationaler und internationaler Ebene maßgeblich mit.

Freitag, 29. August 2025
09:00 Öffnung der Halle | Industrieausstellung
10:30 Keynote | Impulsvortrag:
11:00 Auftaktworte
12:00 Offizieller Rundgang durch die Fahrzeug- und Industrieausstellung
13:00 Lunch Break & Networking
14:00 Vortrag 1 - Bewaffnete Konflikte
14:40 Vortrag 2 - Bewaffnete Konflikte
15:20 Vortrag 3 - Bewaffnete Konflikte
16:00 Coffee Break & Networking
17:00 Podiumsdiskussion | Expertenrunde
18:45 Ende des Tagesprogramms
19:30 Abendveranstaltung – Zutritt nur mit gebuchtem Ticket
Samstag, 30. August 2025
08:00 Öffnung der Halle | Industrieausstellung
09:00 Vortrag 1 - Innovationen im Zivil und Bevölkerungsschutz
09:40 Vortrag 2 - Innovationen im Zivil und Bevölkerungsschutz
10:20 Coffee Break & Networking
10:50 Vortrag 3 - Extremwetterphänomene und Klimaforschung
11:30 Vortrag 4 - Extremwetterphänomene und Klimaforschung
12:10 Vortrag 5 - Extremwetterphänomene und Klimaforschung
12:50 Lunch Break & Networking
14:20 Vortrag 6 - Historischer Sondervortrag
15:00 Vortrag 7 – Strukturen im Bevölkerungsschutz
15:40 Coffee Break & Networking
16:00 Vortrag 8 – Strukturen im Bevölkerungsschutz
16:40 Vortrag 9 – Strukturen im Bevölkerungsschutz
17:30 Schlusswort | Verabschiedung
18:00 Ende Veranstaltung